MOHS-CHIRURGIE UND HAUTKREBS-CHIRURGIE
Mohs-Chirurgie ist ein dermatochirurgisches Verfahren, mit dem Hauttumoren mit der grösstmöglichen Präzision Entfernt werden können, ohne zu viel gesundes Gewebe opfern zu müssen.
ENTWICKLUNG UND VERBREITUNG DER MOHS-CHIRURGIE
Die Methode der Mohs-Chirurgie ist nach dem amerikanischen Chirurgen Frederic Mohs benannt, der an der University of Wisconsin ein ähnliches Verfahren erstmals 1936 beschrieb. Damals wurden die Tumoren im Körper mit Zinkchloridpaste fixiert, exzidiert und dann der gesamte Schnittrand des Exzisates dreidimensional untersucht. Dieses Vorgehen war für die Patienten sehr schmerzhaft und wurde durch einige seiner Schüler modifiziert; die heute gebräuchliche, völlig schmerzfreie Methode mit Kryofixation des Exzisates im Schnellschnitt wurde 1972 von Tromovich und Stegman publiziert. Bei der klassischen Mohs-Chirurgie wird der Tumor mit einem knappen Sicherheitsabstand von 1 bis 2 mm um die klinisch sichtbaren Tumoranteile schüsselförmig exzidiert, und das Exzisat wird mit Kerben im Schnittrand präzise orientiert. Diese Schnittführung erlaubt es, das Exzisat so aufzuarbeiten, dass nach der Verarbeitung im Labor der gesamte seitliche und basale Schnittrand histologisch beurteilt werden kann. Der Dermatochirurg kann sodann diese Schnellschnittpräparate selbst untersuchen. Falls randbildende Tumoranteile vorhanden sind, können diese dank der Markierungen präzise lokalisiert werden und es kann eine Nachexzision im entsprechenden Quadranten durchgeführt werden.
Das Nachexzisat wird wiederum nach dem gleichen Schnellschnittverfahren aufgearbeitet. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis tumorfreie Schnittränder sichergestellt sind. Erst dann wird die Rekonstruktion angeschlossen, die je nach Defektgröße und -lokalistation mit direktem Verschluss, einer Lappenplastik, einer Vollhauttransplantation oder mit offener Wundheilung erfolgt.
In den USA werden heute über ein Drittel aller Operationen von weissem Hautkrebs mit Mohs-Chirurgie durchgeführt. In Europa ist die Methode noch weniger verbreitet, setzt sich aber in vielen Ländern zunehmend durch. Da nebst der Operation auch die histologische Beurteilung des Exzisats durch den Chirurgen ein wichtiger Besatndteil der Mohs-Chirurgie ist, wird sie in der Regel nur von Dermatologen durchgeführt, die in ihrer Ausbildung sowohl chirurgische als auch histologiche Aspekte lernen. Um einen hohen Qualitätsstandard zu garantieren, hat die „European Society for Micrographic Surgery“ (ESMS) genaue Kriterien festgelegt für die Zertifizierung von Mohs-Chirurgen.
WANN IST MOHS-CHIRURGIE SINNVOLL
Aufgrund des zusätzlichen Aufwands, können nicht alle Hautkrebsarten mit Mohs-Chirurgie entfernt werden. Die Mohs-Chirurgie ist besonders dann sinnvoll, wenn es sich um Tumoren handelt, welche ein Wachstumsmuster mit Ausläufern haben, wenn sie klinisch schlecht abgrenzbar sind und wenn aufgrund der Lokalisation des Tumors oder einer notwendigen Lappenplastik die minimale Gewebeentfernung wichtig ist.
INDIKATIONEN FÜR MOHS-CHIRURGIE:
- Tumoren, die ein infiltratives Wachstumsmuster haben (d.h. mit Ausläufern wachsen)
- Tumoren, deren Begrenzung schlecht erkennbar ist
- Stellen, wo es besonders wichtig ist, so wenig Gewebe wie möglich zu entfernen (z.B. Nase, Ohren, Augenlider) oder wo eine Lappenplastik notwendig ist zur Defektdeckung
- Tumoren, die früher schon einmal entfernt wurden und wieder aufgetreten sind sind
ABLAUF – WAS ERWARTET SIE ALS PATIENT
Der ganze Eingriff wird in Lokalanästhesie durchgeführt und ist nach der Verabreichung einer Spritze im Operationsgebiet ganz schmerzfrei. Da Sie wach sind, dürfen Sie vorher auch essen und sollten alle Ihre Medikamente wie gewohnt einnehmen. In der ersten, kurzen Operation wird der Tumor nach der oben beschriebenen Methode entfernt. Die entstandene Wunde wird verbunden und Sie können in einem separaten Warteraum Platz nehmen. Nach 1-2 Stunden hat der Arzt den Tumor mikroskopisch untersucht. Falls noch Tumorreste am Schnittrand gefunden werden, kann in der zweiten Runde dort gezielt nachgeschnitten werden und Sie dürfen wieder auf das Resultat der Untersuchung dieses neuen Gewebstücks warten. Erst wenn kein Tumor mehr gefunden wird, kann der entstandene Defekt verschlossen werden. Dafür wird im letzten Operationsschritt, der etwas länger dauert, in den meisten Fällen ein Stück Haut aus der Umgebung verschoben (Lappenplastik) oder eine Hautverpflanzung durchgeführt.
Da der ganze Ablauf einige Wartezeiten enthält und den ganzen Tag in Anspruch nehmen kann, empfehlen wir Ihnen, vielleicht eine kleine Zwischenverpflegung und etwas Unterhaltung mitzunehmen.
Nach der Operation wird der Verband in der Regel nach 2-3 Tagen erstmals gewechselt. Die Fäden werden nach 8-12 Tagen entfernt. In dieser Zeit sollten Sie keine grösseren körperlichen Aktivitäten planen, baden und Sauna sind verboten. Die Narbe wird am Anfang noch gut sichtbar sein, wird aber in den ersten Monaten immer unauffälliger und ist nach 1-2 Jahren meistens kaum mehr sichtbar. Oft können die Resultate nach einigen Wochen auch noch mit operativen oder Laser-Eingriffen verbessert werden.
